Allgemein

Manöverkritik am Beispiel von trigema.de

Durch Zufall bin ich auf die Facebook-Seite von Trigema gestoßen. Über 40.000 Fans, sehr aktives Social-Media Team mit interessanten Posting. Gut gelungen, wenngleich ein wenig mehr Personality in die einzelnen Postings gepackt werden könnte. Es wirkt doch ein wenig steril und eisern zum Teil.

Da ich selbst ein Freund von hochwertigen Textilien bin, habe ich mir schließlich den Online-Shop von Trigema einmal näher angeschaut.

Bereits die Startseite ist anders aufgeteilt als bei vielen anderen Online-Shops. Wieso ist das so? Auf der Startseite dominiert dieser Tage das Weihnachtsgeschäft und während die meisten Shops sich mit Rabatten gegenseitig bekämpfen, kann sich Trigema als Hersteller treu bleiben und bietet seinen Kunden stattdessen eine verlängerte Retourenfrist.  Auch in den weiteren Slidern wird kein spezielles Produkt, sondern Produktbereiche beworben. Ansonsten werden die Bewertungen und das „100 Prozent made in Germany“ in den Fokus der Seite gestellt.

Hier wäre es spannend zu wissen, wie hoch der Besucheranteil auf der Startseite ist und wie Trigema von der Strategie her im Online-Marketing aktiv ist.

trigema

Schauen wir uns aber nun die Navigation, die Kategorieseiten sowie die Produktdetailsiten ein wenig genauer an. Welche Erkenntnisse ich erlangt habe, welche Verbesserungen angestellt werden könnten, findet man im folgenden kurzen Videobeitrag.

Learning 1:
Das permanente Prüfen des Online-Shops ist ein Muss. Insbesondere, wenn Neuerungen und Update eingefahren wurden, kann es immer wieder vorkommen, dass Veränderungen stattgefunden haben und es immer mal wieder vorkommen kann, dass Funktionen oder Features nicht mehr funktionieren, obwohl man nicht direkt an der Thematik gearbeitet hat. Wesentliche Dinge wie die Navigation gilt es in diesem Zusammenhang immer zu überprüfen. Wie in dem Beispiel zu sehen, gibt es nichts schlimmeres, wenn meine Kunden nicht den direkten Weg zu den Produkten finden und im schlimmsten Fall den Shopbesuch abbricht.

Learning 2:
Kommunikation mit dem Kunden während des Kauf/Check-Out-Prozess ist sinnvoll. Den Kunden sollte man nach betätigen des „Kauf-Buttons“ niemals alleine lassen. Im ersten Step wusste ich als Kunde nicht, ob mein Produkt nun in den Warenkorb platziert wurde oder nicht. Zwar ist oberhalb des Bildschirms der Warenkorb zu sehen. Ein entsprechender kurzer Hinweis als Layer oder sonst in einer anderen Form sind kein großer Aufwand und bieten eine bessere Kommunikation als bisher.

Learning 3:
Produktbilder sollten wenn möglich einheitlich präsentiert werden.  Auch hier ist die Präsentationsvariante zu berücksichtigen. Wenn der Kunde für Farbvarianten längere Ladezeiten in Kauf nehmen muss, sollte die Frage erlaubt sein, ob jedes Mal für eine Farbvariante ein neues Bild geladen werden muss. Auf der anderen Seite bieten alle modernen Shopsysteme hier mittlerweile sehr nutzerfreundliche Funktionen und Features.

Learning 4:
Eine Vielzahl von Zahlungsarten sind sinnvoll. Kaufabbrüche entstehen dann, wenn der Kunde seine gewünschten Informationen nicht unmittelbar erhält und den Shop ohne Kauf genervt verlässt. Gerade bei den Zahlungsarten lassen sich diese durch Bilder/Grafiken sehr einfach und unmittelbar in der Nähe der Shopdetailseiten platzieren. Der Kunde hat die Bestätigung seine gewünschte Zahlungsoption auswählen zu können und bleibt dem Kaufprozess weiter treu. Je länger er vom Kauf abgehalten wird, desto größer die Möglichkeit, dass er den Kauf abbricht (hier: längeres Lesen der Zahlungsmethoden anstelle von Bilddarstellungen).

Learning 5:
Die spartanischen Produktbeschreibung und Titles setzen sich in der Form bis zu Google Shopping und den PLAs fort. Wie man sieht, ist im Title lediglich das Keyword T-Shirt integriert. Optimal ist dies nicht und andere Online-Shops wie beispielsweise Zalando zeigen, wie ein Title optimal aussehen sollte. Hersteller, Produkttyp, Farbvariante. Insgesamt gibt es auch beim Thema Google Shopping sicherlich noch einiges an Optimierungspotenzial.

trigema-google-shopping

Learning 6:
Als Online-Händler sollte man sich ein Monitoring über die Verfügbarkeit seiner Shoptechnik einrichten. Ansonsten kann es passieren, wie in unserem Videobeispiel, dass beim Ausüben des Bestellvorgangs der Server nicht erreichbar ist und man echtes Geld verliert. Als Pure Player noch viel schlimmer als bei Multi-Channel-Anbieter. Dennoch darf und sollte so etwas nicht passieren.

Es gibt sicherlich noch weitere Punkte, auf die ich aus zeitgründen an dieser Stelle nicht länger eingehen werden. Auch das Thema OnPage Optimierung, welches die Grundlage für ein gutes Ranking bei Google ist, bietet massives Verbesserungspotenzial. Trigema hat eine Menge Potenzial, die Frage ist, ob man dieses Potenzial überhaupt im E-Commerce ausschöpfen möchte. Wenn ja, sollte man einige Stellschrauben komplett neu justieren.

thomas

Thomas Ottersbach ist Gründer der Unternehmensberatung Ottersbach Consulting. Mit seiner jahrelangen Erfahrung als Entrepreneur im Online-Business gibt er seine Expertise heute gezielt mit seinem Team an Unternehmen weiter. Thomas betreibt u.a. auch das beliebte Commerce Fachmagazin ecommerce-vision.de.

Post Comment